Gottfried Böttger, David Herzel & Eeco Rijken Rapp in Bad Iburg,12.10.12

Flächenbrand für den Boogie Woogie: Konzert mit Gottfried Böttger in Bad Iburg


Bad Iburg. Sie brauchen keine Notenblätter, keine Proben und keine Absprachen über die Stücke, die sie spielen wollen. Die Liebe zur Musik und ein fantastisches Gespür reichen aus, um Meisterhaftes zu vollbringen. Am Freitagabend begeisterten Gottfried Böttger, David Herzel und Eeco Rijken Rapp rund 120 Menschen im Rittersaal des Schlosses.


Boogie-Woogie- und Ragtime-Pianist Gottfried Böttger, Gründer der Jazz-Pop-Gruppe Leinemann und Udo Lindenbergs Panikorchesters, ist durch zahlreiche Plattenveröffentlichungen bekannt. Außerdem schrieb er Filmmusik, unter anderem für Tatort und Großstadtrevier. Eeco Rijken Rapp und David Herzel sind Mitglieder der Gruppe Boogielicious, die zu den ganz wenigen jungen europäischen Boogie-Woogie und Blues Acts zählen, die sich innerhalb kurzer Zeit und mit nur zwei Alben auf die vorderen Ränge ihres Genres vorgearbeitet haben.
Das Trio ließ im Rittersaal den Eindruck aufkommen, als habe es den Boogie erfunden. Ohne Notenblätter und oft mit geschlossenen Augen präsentierten Rapp und Böttger am Klavier Schätze aus dem Repertoire des Boogie-Woogie, aber auch aus dem Reich des Blues, Jazz und Swing.
Das taten sie mit unglaublich viel Gefühl und Begeisterung – für die Musik, aber auch das Können ihrer Mitstreiter. Der Funke sprang bei den ersten Akkorden auf die Gäste über und entwickelte sich im Laufe des Konzertes zu einem Flächenbrand für die Musik.

Erfunden haben die drei Akteure weder Jazz noch Boogie. Das taten andere – zumeist Sklaven oder Feldarbeiter.
Böttger nahm die Gäste mit in die Zeit, als der Jazz entstand. „Er hat drei Wurzeln.“ Das ist zum einen der Ragtime, ein in den USA entstandener Vorläufer des Jazz mit der Blütezeit zwischen 1899 und 1914. Die zweite Wurzel ist der Gospel, „das geistliche Lied der Farbigen“, wie Böttger ausführte.
Um den Gästen einen Eindruck dieser gefühlvollen Musik zu geben, gab er das über 300 Jahre alte Stück „Sometimes I Feel Like a Motherless Child“ zum Besten. Die dritte Wurzel des Jazz ist der Blues, ein Feldgesang, der sich in der afroamerikanischen Gesellschaft des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Als Beispiel präsentierte Böttger den „St. Louis Blues“, einen der ersten Blues-Songs, der als Pop-Song Erfolg hatte.
Die drei Musiker spielten eigene Stücke, aber auch unvergessene Meisterwerke der Jazz- und Boogie-Geschichte. Mit „Down the Roads Apiece“, „Bassin Street Blues“ oder „All of Me“ wurden die wieder lebendig, die Musikgeschichte geschrieben haben, ob Armstrog oder Sinatra. Das Trio bescherte den Gästen einen unvergesslichen Abend voll ausdrucksvoller Musik und leidenschaftlicher Begeisterung.

Mit freundlicher Genehmigung der "Neuen Osnabrücker Zeitung".


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Ausgabe: Neue Osnabrücker Zeitung
Veröffentlicht am: 14.10.2012

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